06 September 2006

Arbeitsangebot und soziale Multiplikatoren

Die durchschnittlichen Arbeitszeiten variieren stark zwischen den Ländern. Unterschiedliches Arbeitsvolumen ist denn auch eine Erklärung für unterschiedliche BIPs (z.B. EU vs. USA oder Schweiz vs. Deutschland). Sind die Unterschiede kulturell bedingt, d.h. sind sie durch unterschiedliche Präferenzen zu erklären? Vielleicht. Andere Erklärungen sind:
  • Klima

  • Marginaler Steuersatz

  • Gewerkschaftlicher Organisationsgrad, Monopolisierung des Angebots

  • Staatliche Regulierung

  • Vereinbarkeit von Kindern und Beruf

Die Faktoren werden verstärkt duch einen sozialen Multiplikatoreffekt (vgl. Alesina): Wenn meine Freunde weniger arbeiten, wird es für mich interessanter, ebenfalls weniger zu arbeiten. Wenn dagegen sowieso niemand Zeit hat, bringt mir die Arbeitszeit nichts.

Aus diesem Grund sezten sich 5-Tage-Woche oder 42-Stunden-Woche so einhellig durch, obwohl doch wahrscheinlich die invididuellen Präferenzen vielfältigere Arbeitsmodelle begünstigen sollten. Mankiw sieht darin eine Erklärung, warum das individuelle Arbeitsangebot unelastisch, das gesamtwirtschaftliche Angebot dagegen elastisch(er) ist. Gutes Argument für eine Flat Tax!

03 September 2006

Armutsbekämpfung

Wie kann die globale Armut gelindert werden?
  • Entwicklungshilfe. Nachteile: 1. Korruption führt dazu, dass ein Grossteil der Gelder in die Taschen der lokalen Machthaber geraten. 2. Bedürfnisse vor Ort entsprechen nicht unbedingt den Bedürfnissen, die die altruistischen Geber zu erkennen glauben. 3. Kann für Empfänger entwürdigend sein. 4. Staatliche Entwicklungshilfe muss sich vor dem Steuerzahler rechtfertigen.

  • Marktöffnung (inbesondere von Agrarmärkten) in Industriestaaten, um armen Ländern einkommensmöglichkeiten zu verschaffen. Nachteile: 1. Politisch hier schwer durchsetzbar. 2. Nicht in allen armen Ländern erlauben die geographischen Bedingungen einen effizienten Anbau. 3. Korruption und fehlende Eigentumsgarantie verhindern den Aufbau einer auf Export ausgerichteten Wirtschaft.

  • Zulassung von mehr Immigration (sog. "Wirtschaftsflüchtlingen"). Die Überweisungen an Landsleute (Familienangehörige) machen bereits heute rund das Doppelte der Entwicklungshilfe aus. Die Hilfe ist bedürfnisorientiert und gelangt direkt an die notleidene Bevölkerung. Nachteil: Gefahr des "Brain drains".
Die Bedeutung von Immigranten bei der Armutsbekämpfung stützt sich auf Überlegungen von Peter Schaber am Liberalismustag der St.Galler FDP-Frauen.

Globale Niederlassungsfreiheit

Gewährleistet (durch UNO-Pakt I, etc.) und unbestritten sind folgende Rechte:
  • Recht auf Emigration / Ausreise

  • Recht auf Wiedereinreise in Heimatland

  • Verbot der Ausweisung aus Heimatland

  • Recht auf Asyl bei Verfolgung
Es fehlt ein Recht auf Immigration. (In den USA war das Immigrationsrecht bis in die 30er Jahre gewährleistet.) Aus liberaler Sicht gibt es eigentlich kein überzeugendes Argument, Immigration zu verhindern.

Quelle: Ausführungen von Peter Schaber am Liberalismustag der St.Galler FDP-Frauen.

Einwand: Globale Ungleichheit ist zu gross, ein (kleines) Land (z.B. Arbeitsmarkt, Wohnmarkt) könnte überfordert sein, wenn jedermann ein Immigrationsrecht zustünde. Insbesondere Arbeitnehmer ohne landesspezifische Kenntnisse müssten mit starken Lohneinbussen rechnen (und würden u.U. ihrerseits zur Emigration gezwungen).

Dennoch: Das langfristige Ziel muss globale Freizügigkeit sein. Die Gesetzgebung sollte darauf hinarbeiten, damit langfristig Immigration zu einem Recht wird.